Grussadresse an die Aktionärinnen und Aktionäre
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre
Die V-Bahn wird gebaut! Freude und Erleichterung waren riesengross, als am 9. Juni 2018 der Entscheid des Bundesamtes für Verkehr rechtskräftig wurde. Wir hatten Ende Mai die Konzessionen und Plangenehmigungen für die Dreiseil-Umlaufbahn «Eigerexpress», für die Zehnergondelbahn Grindelwald-Männlichen, für die Eisenbahnhaltestelle «Grindelwald Terminal», den Um- und Ausbau der Bahnstation Eigergletscher sowie für das neue Parkhaus erhalten. Auch die zusätzlich notwendigen Verfügungen des Regierungsstatthalters Interlaken-Oberhasli und des Kantons Bern für Zonenanpassungen, Brücken, Pisten usw. lagen vor. Nun gaben die letzten verbleibenden Einsprecher bekannt, dass sie auf eine Beschwerde gegen den Bau der V-Bahn verzichten würden. Nach jahrelangen Abklärungen, der Prüfung von Varianten und Untervarianten, anstrengenden politischen Auseinandersetzungen und einer riesigen planerischen Vorleistung konnten am 11. Juni 2018 die Bauarbeiten an den Kernelementen der V-Bahn endlich losgehen.
Prof. Dr. Thomas Bieger, Verwaltungsratspräsident und Urs Kessler, Vorsitzender der Geschäftsleitung
Der Eigerexpress Grund-Eigergletscher und die neue Männlichenbahn, Hauptanlage unseres Partnerunternehmens Gondelbahn Grindelwald-Männlichen AG, bilden das «V», das dem gesamten Vorhaben den Namen «V-Bahn» gegeben hat. Die beiden leistungsfähigen Seilbahnen haben ihren Ausgangspunkt in der neuen touristischen Drehscheibe Grindelwald Terminal mit Shops, Gastronomie, 1000-plätzigem Parkhaus und Direktanschluss ans Eisenbahnnetz der Berner Oberland-Bahn. Mit den Investitionen von insgesamt CHF 470 Mio. (Jungfraubahn-Gruppe CHF 320 Mio.) können wir das Jungfraujoch – Top of Europe und seine Umgebung für weitere Generationen als eine der bedeutendsten Bergbahn-Attraktionen und als begehrteste Tourismus- und Freizeitmarke weltweit positionieren. Das erfüllt uns mit Stolz und Zuversicht. Wir setzen alles daran, die Männlichenbahn und die Eisenbahnhaltestelle am 14. Dezember 2019 sowie den Eigerexpress und das Parkhaus am 12. Dezember 2020 zu eröffnen.
Das Projekt V-Bahn umfasst auch namhafte Erneuerungen im Bereich des Rollmaterials der Eisenbahnen, die bereits umgesetzt sind. Gruppenintern erzeugt der Eigerexpress wertvolle Synergien, indem er nebst den Vorteilen für das Jungfraujoch auch Antworten auf strategische Problemstellungen des Segments Wintersport bereithält. Nicht nur die Jungfraujoch-Kunden erreichen ihr Ausflugsziel rascher. Für die Wintersportler werden lange Wartezeiten im Tal der Vergangenheit angehören. Die Anreise wird schneller und bequemer. Skifahrer und Snowboarder können die attraktiven Abfahrten ins Tal täglich mehrmals absolvieren. Attraktivitätssteigerung und exzellente Dienstleistung mit dem besten Terminal der Alpen ist die einzig dauerhafte Antwort auf die Herausforderungen im hart umkämpften Wintersportmarkt.
Das Geschäftsjahr 2018 verlief sehr erfolgreich. Wir realisierten auf der Jungfraubahn, der Harderbahn, der Mürrenbahn und der Firstbahn neue Frequenz- und Umsatzrekorde, und ein weiteres Mal besuchten mehr als eine Million Gäste das Jungfraujoch – Top of Europe. Daraus resultierte im Segment Jungfraujoch – Top of Europe bei einem um 1,8 Prozent gesteigerten Durchschnittsertrags pro Gast ein Netto-Verkehrsertrag von CHF 111,8 Mio. Der Gesamtumsatz ist erstmals auf über 200 Millionen Franken angewachsen. Das äusserst erfreuliche Konzernergebnis 2018 beträgt CHF 47,8 Mio.
Der geschäftliche Erfolg setzt die Messlatte für künftige Jahre hoch. Wir sind gefordert, die konstant hohen Erwartungen an unser Unternehmen zu erfüllen, ohne dabei die Umwelt in unverträglicher Art und Weise zu belasten und damit auch das unverfälschte Naturerlebnis für unsere Kunden zu schmälern. Auch in diesem Zusammenhang nehmen wir die neue V-Bahn als eine Chance wahr: Wir können dem Fahrgast künftig höheren Fahrkomfort bei niedrigerem Zeitbedarf und höherer Flexibilität in der Routenwahl anbieten. Das wird beim Besucher ein individuell passendes, flexibleres Reiseverhalten auslösen, und er eröffnet uns damit neue Möglichkeiten für die smarte Gästelenkung.
Massierungen und Staus werden abgebaut, die Kapazitäten besser genutzt. Durch bessere Auslastung der Transportmittel eröffnen sich Perspektiven für eine Erhöhung der jährlichen Zahl von Besuchern, ohne dabei die natürlichen Limiten einer nachhaltigen Nutzung der Umwelt zu strapazieren. Der Erfolg dieser Strategie wird aus Sicht der Umwelt unter anderem durch ein Monitoring des Managements UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch kontrolliert. Positiv für die kommenden Generationen wird sich auch auswirken, dass die V-Bahn durch den Anschluss ans Eisenbahnnetz die Nutzung des öffentlichen Verkehrs fördert. Das gesamte Projekt sichert somit langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Region und damit das Einkommen der Bevölkerung. Die Verbundenheit mit Lauterbrunnen und Grindelwald unterstreichen wir mit einem Nachhaltigkeitsfonds, der auf den Zeitpunkt der Eröffnung der gesamten V-Bahn eingerichtet wird.
Aus unseren Vorstellungen betreffend nachhaltiger Entwicklung und die laufende Steigerung der Convenience – sie ist zur Sicherung des Preisniveaus unerlässlich – entstehen qualitative Wachstumsziele, die unsere Innovationskraft weiterhin auf die Probe stellen. Neue digitale Prozesse unterstützen uns, diese Aufgaben zu bewältigen. Die Projekte werden von unseren innovativen Teams zusammen mit ihren bewährten Partnern im Hinblick auf die Fertigstellung der V-Bahn schwerpunktmässig vorangetrieben. Bei der Konzeption von integrierten touristischen Angeboten und Dienstleistungen gehören wir seit jeher zu den First Movers. Zu Beginn des Jahrzehnts befassten wir uns mit der Bündelung aller touristischen Dienstleistungen in einen digitalen Warenkorb. Unsere Erfahrungen mit der Vernetzung verschiedenster Partner und Produkte können wir nutzen. Wir werden dem V-Bahn-Kunden beim Erleben und Geniessen der gesamten touristischen Dienstleistungskette seinen individuellen Weg weisen.
In unserem Online-Geschäftsbericht möchten wir Ihnen ergänzend zur Lageberichterstattung und zu unseren Zahlen die Wertschöpfung der V-Bahn für das regionale Umfeld und die touristischen Partner sowie – kommerziell entscheidend – den Nutzen für unsere Gäste vorstellen. Wir berichten unter dem Motto: «Vorfreude!». Der Bau der V-Bahn unterstreicht unsere Rolle als Motor der regionalen Tourismuswirtschaft. Als bedeutender Arbeitgeber und als Investor schaffen wir Werte für unser unmittelbares Umfeld. Das wiederum stärkt unsere regionale Verankerung, unsere Swissness und damit unsere internationale Ausstrahlung.
Unsere Geschäftsmodelle richten sich an den Bedürfnissen einer nationalen und internationalen Kundschaft aus, die das einmalige Bergerlebnis sucht. Mit der weltweiten Ausstrahlung werden wir als lohnendes Reiseziel wahrgenommen. Dank regionaler Verankerung können wir den Erwartungen dieser Kundschaft entsprechen.
Als integriertes Tourismusunternehmen wollen wir uns unserer Vision entsprechend zu einem Freizeitunternehmen weiterentwickeln. Entsprechend haben wir unsere Tätigkeit entlang der Wertschöpfungskette erweitert. Auf der Achse Interlaken-Jungfraujoch entsteht mit der V-Bahn eine Route, auf der das Ausflugs- und Freizeitangebot mit Shopping und Gastronomie aus einer Hand ergänzt wird. Die Restauration auf der Kleinen Scheidegg betreiben wir bereits als Pilotbetrieb in Eigenregie. Weitere Betriebe auf dem Jungfraujoch und im neuen V-Bahn Terminal in Grindelwald sollen folgen. In Interlaken haben wir erfolgreich das Zusammenspiel von Reiseinformationsbüro, Fahrkarten-Verkaufsstelle und Freizeitshop getestet. Diese Einkaufs- und Informationszone wird 2019 zu einem besonderen «Flagship-Store» als Ausgangspunkt für das Erlebnis Jungfrau – Top of Europe ausgebaut.
Die Rückmeldungen aus den Märkten und die Reservationsstände stimmen uns für den Ausblick ins Jahr 2019 zuversichtlich. Wir haben jedoch in der Vergangenheit auch die Erfahrung gemacht, dass dem weltweiten Verkauf eines touristischen Angebots manchmal unerwartet Hindernisse erwachsen können. Terroranschläge, politische Wirren oder wirtschaftliche Turbulenzen beeinflussen das Verhalten der internationalen Kundschaft. Innerhalb der Branche wird der Preiskampf – vor allem in China – weiterhin unerbittlich geführt. Sorgen bereitet uns die Ausdehnung der Pauschalabonnemente des Direkten Verkehrs in den touristischen Bereich. Die aktuelle Entwicklung wirkt wettbewerbsverzerrend und gefährdet längerfristig die Ausgewogenheit des gesamtschweizerischen Tarifgefüges. Die Jungfraubahn-Gruppe macht diese ökonomische Fehlentwicklung zusammen mit Partnerbahnen öffentlich und unterstützt die Bestrebungen, die hier korrigierend eingreifen. Wir treten auf dieses komplexe, aber deshalb nicht minder wichtige Thema in unserer Botschaft, in der wir Sie über Chancen und Risiken informieren, nochmals vertiefter ein.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei unseren Mitarbeitenden für die erneut hervorragende Leistung, ihre täglich gelebte und echt empfundene Gastfreundschaft gegenüber unseren Kunden. Wir danken auch unseren Kunden, Bundes- und Kantonsbehörden, den Gemeinden, den Bergschaften, den Tourismusorganisationen, den benachbarten Bahnen, den Wiederverkäufern, den Lieferanten, der Internationalen Stiftung Hochalpine Forschungsstation sowie all den anderen Partnern wie der Hotellerie, mit denen wir eine fruchtbare Zusammenarbeit pflegen dürfen. Schliesslich danken wir Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, für das Vertrauen in unsere Gruppe und für die Treue, die Sie zur Jungfraubahn Holding AG halten.
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Prof. Dr. Thomas Bieger |
Urs Kessler |
Die Jungfraubahn Holding AG in Kürze
Tätigkeit der Jungfraubahn-Gruppe
Die Jungfraubahn-Gruppe ist ein führendes touristisches Unternehmen und das bedeutendste Bergbahnunternehmen der Schweiz. Das wichtigste Angebot ist die Reise mit der spektakulären Eisenbahn zum 3454 Meter über Meer gelegenen Jungfraujoch – Top of Europe. In den asiatischen Märkten kommt ihr durch den Aufbau des ersten Distributions- und Vertreternetzes für den Besuch der Gletscherwelt der Alpen eine Leaderstellung zu. Die Jungfraubahn-Gruppe betreibt zudem Bergbahnen auf bekannte Erlebnisberge der Jungfrau Region, Wintersportanlagen, ein Wasserkraftwerk, Gastronomiebetriebe, Shops und Parkierungsanlagen.
Sphinx und Aletschgletscher
Der Kundenfokus steht als Element einer nachhaltigen Orientierung über allen anderen Leitgedanken. Damit erreicht die Gruppe eine attraktive Positionierung auf dem Markt für Touristen und Investoren. Wir stellen einen bedeutenden regionalen Wirtschaftsfaktor dar und stehen im Tourismusbereich in einer Leaderrolle. In Zusammenarbeit mit anderen touristischen Unternehmen fördern wir die Weiterentwicklung der Jungfrau Region.
Betriebsertrag
Betriebsergebnis (EBIT)
Jahresgewinn
Personalbestand
Die Ziele der Jungfraubahn-Gruppe
Die Jungfraubahn-Gruppe entwickelt sich als führendes touristisches Unternehmen der Schweiz und grösste Bergbahngruppe in Richtung eines integrierten Freizeit- und Serviceunternehmens. Dabei stützt sie sich auf
- ihre über 120-jährige unternehmerische Tradition,
- die Vision des Gründers, die einmalige alpine Landschaft breiten Teilen der Bevölkerung und internationalen Gästen zugänglich zu machen,
- ihre Verankerung in der Jungfrau Region,
- ihre über Generationen entwickelte Marke, Dienstleistungs- und technische Kompetenz.
Sie ist der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung der Jungfrau Region und des alpinen Tourismus in der Schweiz. Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung dieser Region. Dabei berücksichtigt sie die Interessen der Region und ihrer Einwohner, fördert ihre Mitarbeitenden und trägt Sorge zur Natur, die eine wichtige Ressource für die Entwicklung der Region sowie der Jungfraubahnen darstellt. Sie soll im Sinne der Vision des Gründers für künftige Generationen erhalten und zugänglich gehalten werden. Als Voraussetzung dafür soll die wirtschaftliche Unabhängigkeit erhalten und die Attraktivität für Investoren gesteigert werden. Die Jungfraubahn-Gruppe legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit.
Ziel ist es, das Jungfraujoch – Top of Europe als Hauptertragsquelle zu stärken. Internes Wachstum wird durch bessere Auslastung der Zwischensaison, moderate Steigerung der Transportkapazitäten sowie durch Integration weiterer Dienstleistungen wie Shopping, Restauration und Soft Adventure in die Erlebniskette angestrebt. Das V-Bahn-Projekt mit den zwei neuen Seilbahnen und weiteren integrierten Bestandteilen (Rollmaterialerneuerungen, öV-Anschluss, Parkhaus, Pistenbau usw.) sichert mittel- und langfristig die erfolgreiche touristische Zukunft der gesamten Jungfrau Region als Top-Ganzjahres-Destination im Schweizer Tourismus. Primär durch die Verkürzung der Reisezeiten und einer Erhöhung des Reisekomforts stärkt das Projekt die Konkurrenzfähigkeit des Jungfraujochs als weltweit bekannten Leuchtturm und verhilft der Wintersportdestination zu einer Spitzenposition im internationalen Wettbewerb. Die Bauarbeiten zur neuen Zehnergondelbahn Männlichen (Eröffnung 14. Dezember 2019) und der neuen 3S-Bahn Eigerexpress (Eröffnung 12. Dezember 2020) konnten am 11. Juni 2018 aufgenommen werden.
Die strategischen Finanzziele der Gruppe widerspiegeln die Orientierung an langfristigen Zielen und der Politik eines wertorientierten Unternehmens (Value Stock). Die wichtigsten Grössen, welche die Finanzplanung der Gruppe bestimmen, sind Ertragsziele und auf den Free Cashflow ausgerichtete Ziele. Sie entnehmen diese unserem Finanzbericht.
Die Segmente der Jungfraubahn-Gruppe
Jungfraujoch – Top of Europe
Das Jungfraujoch – Top of Europe ist das ertragsstärkste Segment der Gruppe. Kern dieses Segments ist die höchstgelegene Eisenbahnstation Europas auf 3454 Metern über Meer, gelegen innerhalb des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Die Vermarktung des Ausflugs mit der Wengernalpbahn und der Jungfraubahn auf das Jungfraujoch ist das strategische Herzstück des Unternehmens. Im Jahr 2018 wurde mit 1 067 000 Gästen ein neuer Besucherrekord erzielt. Nach 2015 und 2017 wurde auf dem Top of Europe ein drittes Mal die magische Marke von einer Million Besuchern überschritten.
Besucher Jungfraujoch
Wintersport
Die Wintersportanlagen in den Gebieten Kleine Scheidegg-Männlichen, Grindelwald-First und Mürren-Schilthorn sind Teil des Abonnentenverbunds JUNGFRAU Ski Region, an dem die Jungfraubahn-Gruppe aufgrund der von ihr besessenen und betriebenen Anlagen einen Umsatzanteil von über 60% hält. Zusammen mit den Partnerunternehmen führt die Gruppe im Auftrag des Verbunds eines der bedeutendsten Skigebiete der Schweiz.
Gasteintritte JUNGFRAU Ski Region
Erlebnisberge
Zum Segment Erlebnisberge zählen die Ausflugsziele im Umfeld des Jungfraujochs – Top of Europe: Grindelwald-First – Top of Adventure, Harder Kulm – Top of Interlaken und Winteregg-Mürren – Top of Family. Diese Ausflugsziele steigern den Erlebniswert der Region und ermöglichen interessante Kombinationen wie Ferienpässe oder Crossmarketing.
Umsatz nach Segmenten
Über die Grösse der Segmente gibt die Höhe der Nettoumsätze Aufschluss. Unter «Übrige Segmente» werden verschiedenste Dienstleistungen zusammengefasst, die intern das Geschäft der Hauptsegmente unterstützen und dabei auch von externen Kunden genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise die Management AG, das Kraftwerk und das Parkhaus in Lauterbrunnen. In der nachfolgenden Zusammenstellung sind auch die konzerninternen Eliminationen enthalten.
Die Holdinggesellschaft
Organisation
Der Verwaltungsrat der Jungfraubahn Holding AG ist das oberste Entscheidgremium der Gruppe. Er verantwortet die strategische Planung für die gesamte Gruppe und setzt diese im Rahmen seiner rechtlichen und faktischen Möglichkeiten bei den Tochtergesellschaften um. Die Geschäftsleitung der Jungfraubahn-Gruppe wird nach den Vorgaben des Verwaltungsrates der Jungfraubahn Holding AG und in einem von der Generalversammlung der Jungfraubahn Holding AG genehmigten Rahmen für die Gesamtentschädigung durch die Jungfraubahnen Management AG angestellt.
Die Angaben zur personellen Besetzung der Organe sind aktualisiert per Erstellung des Geschäftsberichts (Ende März 2019). Details und Angaben zu den Mutationen im Laufe des Berichtsjahres 2018 entnehmen Sie bitte dem Kapitel Spezielle Punkte / Personelles und dem Corporate-Governance-Bericht.
Kennzahlen der Konzernrechnung
Tausend CHF | 2018 | 2017 | Veränderung |
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Betriebsertrag | 212'815 | 193'770 | 9.8% |
Verkehrsertrag | 153'833 | 143'799 | 7.0% |
EBITDA | 95'111 | 87'743 | 8.4% |
EBITDA in % des Betriebsertrages | 44.7% | 45.3% | -1.3% |
EBIT | 60'969 | 53'038 | 15.0% |
EBIT in % des Betriebsertrages | 28.6% | 27.4% | 4.4% |
Jahresgewinn | 47'826 | 41'601 | 15.0% |
Umsatzrentabilität (ROS) | 22.5% | 21.5% | 4.7% |
Free Cashflow | 16'305 | 33'837 | -51.8% |
Eigenfinanzierungsgrad | 79.7% | 81.6% | -2.3% |
Personalbestand (Vollzeitstellen) | 600 | 542 | 10.7% |
Jungfraubahn Holding AG (Muttergesellschaft)
Die Jungfraubahn Holding AG ist eine Beteiligungsgesellschaft. Ihr Geschäftsmodell ist von fiskalischen und finanzpolitischen Überlegungen geprägt. Der bedeutendste Teil des Erfolgsbudgets ist die Finanzrechnung. Darin enthalten sind die Dividendenzahlungen der Tochtergesellschaften und die internen Zinserträge.
Der Beteiligungsertrag 2018 beträgt CHF 16,6 Mio. Die Darlehen an die Tochtergesellschaften von CHF 101,7 Mio. werden von diesen mit 1,0% verzinst. Zusammen mit dem übrigen Finanzertrag und nach Verrechnung des Finanzaufwandes schliesst die Finanzrechnung mit CHF 17,6 Mio. ab. Das Ergebnis beträgt CHF 16,7 Mio. Die detaillierte Jahresrechnung mit Anhang finden Sie im Anschluss an die Konzernrechnung im Finanzbericht. Sie ist Teil des Genehmigungsantrags an die Generalversammlung 2019.
Jungfraubahnen
Die Tochtergesellschaften der Jungfraubahn Holding AG (JBH) arbeiten eng mit der Berner Oberland-Bahnen AG (BOB) zusammen. Die Kooperation wird durch die Jungfraubahnen Management AG (Anteile: JBH 67%, Berner Oberland-Bahnen AG 33%) sichergestellt. Die Betriebsgemeinschaft profitiert insbesondere von den Synergien im Bereich des Managements (gemeinsame Geschäftsleitung, gleichartige Managementprozesse, optimaler Personaleinsatz), des Marketings, der Informatik sowie der Eisenbahn- und Starkstromtechnik. In ihrer Gesamtheit treten die beteiligten Gesellschaften unter der Kennzeichnung «Jungfraubahnen» und unter der eingetragenen Marke «Jungfrau – Top of Europe» auf. Die Berner Oberland-Bahnen AG hat die Geschäftsführung im Mandatsverhältnis an die Jungfraubahnen Management AG übertragen. Dieses Mandat wird unter Wahrung der Interessen der BOB und ihrer Unabhängigkeit nach den Vorgaben des BOB-Verwaltungsrates und den Vorschriften des Organisationsreglements der Berner Oberland-Bahnen AG geführt.
Strecken der Jungfraubahnen in Rot
Botschaft der Unternehmensführung
Chancen und Risiken
Die Jungfraubahn wurde am Übergang vom vorletzten zum letzten Jahrhundert gebaut. Seit der durchgehenden Eröffnung am 1. August 1912 befindet sich auf dem Jungfraujoch auf 3454 Metern über Meer die höchste Eisenbahnstation Europas – Top of Europe. Im Zusammenhang mit der einmaligen Bergwelt von Eiger, Mönch und Jungfrau sowie der bewegten Baugeschichte rund um den Eisenbahnpionier Adolf Guyer-Zeller ist die Fahrt mit der Jungfraubahn eine im Alpenraum einmalige Attraktion mit weltweiter Ausstrahlung.
Eine anhaltend hohe touristische Nachfrage bildet die Basis, um das Jungfraujoch – Top of Europe Erfolg versprechend global zu positionieren und zu vermarkten. Die UNWTO, die Tourismusorganisation der UNO, beziffert das weltweite Wachstum der Ankünfte im Jahr 2018 mit 6%. Dies ist nur ein sehr leichter Rückgang gegenüber dem Rekordwachstum im Vorjahr. Die UNWTO rechnet auch für 2019 mit einem weiteren Wachstum von 3 bis 4%. Mit dieser etwas moderateren Rate bewegt sich der Tourismus im historischen Ausmass des positiven Trends [1].
In der Schweiz haben die Ankünfte 2018 um 3,7% zugenommen [2]. Die Besucherzahlen aus Asien zeigen mehrheitlich eine positive Tendenz, und aus den USA reisten mit plus 10% überdurchschnittlich mehr Gäste in die Schweiz. Dieser Markt gehört im Bereich der individuell Reisenden mit zu den bedeutendsten der Jungfraubahn. Mit Indien hat sich ein wichtiger Markt für das Jungfraujoch mit plus 10% ebenso positiv entwickelt. Die Zahl der Besucher auf dem Jungfraujoch hat auf diese Entwicklung im Nachfragepotenzial reagiert. Die Besucherzahl aus dem Vorjahr konnte um 2,4% übertroffen werden. Damit besuchten im Jahr 2018 zum dritten Mal über eine Million Gäste die höchstgelegene Eisenbahnstation Europas. In der mehrjährigen Betrachtung fällt auf, dass die Jungfraubahn das Potenzial aus den in der Schweiz weilenden internationalen Touristen überproportional nutzen konnte.
Benchmark Jungfraujoch-Besucher und Logiernächteentwicklung Schweiz indexiert
Als eine Pionierin auf den asiatischen Märkten hatte die Jungfraubahn-Gruppe schon vor Jahrzehnten das Potenzial Asiens erkannt. Davon profitierte immer auch die gesamte Jungfrau Region. Aktuell schützt die breite Verankerung im Inland, in Europa und in verschiedensten Ländern und Wirtschaftsräumen Asiens vor allzu grossen Nachfrageschwankungen (Volatilität der Tourismusbranche). Weitere Standbeine neben den Wachstumsmärkten China und Indien wie beispielsweise Japan oder Korea sowie generell Südostasien wirken stabilisierend. Zunehmend spielt auch die Angebotsvielfalt der Jungfraubahn-Gruppe eine ausgleichende Rolle. Mit den Erlebnisbergen, dem ergänzenden Segment im Sommergeschäft, können Kunden mit kleinerem Reisebudget angesprochen werden beziehungsweise kann der Ausflug aufs Jungfraujoch im Rahmen eines verlängerten Aufenthalts sinnvoll ergänzt werden (Crossmarketing). Auch die Erlebnisberge erzielten 2018 Rekordergebnisse, die auf eine deutliche Nachfragesteigerung bei jungen internationalen Gästen und Familien aus aller Welt zurückzuführen ist. Durch Gestaltung des Erlebnisses mit sanften Adventureangeboten, durch eine besondere Möblierung des Aussenraumes mit beispielsweise einem leicht erreichbaren und ohne besondere körperliche Fähigkeiten begehbaren Erlebnispfad, einer besonderen Aussichtsplattform oder einem gut unterhaltenen Spielplatz gelingt es, das Angebot auf Bedürfnisse dieser Gäste auszurichten. Im Zentrum dieser Leistung stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Anlagen täglich unterhalten, reinigen, instruieren und im Notfall helfen. Neue Stellen im direkten Kundenkontakt werden geschaffen als Grundlage und Chance für eine auch im Sommer lebendige Region mit gastfreundlicher Ausstrahlung. Die Firstbahn hat so in den letzten Jahren 15 neue Arbeitsplätze im Bereich Soft Adventure kreiert.
In der strategischen Risikoanalyse stehen den Chancen, die aus der Alleinstellung des Jungfraujochs, des besonderen Renommees der Schweiz und der gastfreundlichen Ausstrahlung der Ortschaften erwachsen, die für das Tourismusgeschäft typischen Risiken gegenüber. Die Nachfrage ist von Währungsschwankungen, geopolitischer Sicherheitslage oder Bedrohung durch Terror abhängig. Langandauernde Schlechtwetterlagen und grosse Unwetter schmälern die Umsätze, Schönwetterperioden lassen sie ansteigen.
Aufgrund der Überkapazitäten in den eigenen Reihen, getrieben durch eine Subventionspolitik in allen Alpenregionen und dem weltweiten Angebot an alternativen Freizeitangeboten, gerät die Bergbahnbranche unter steigenden Preisdruck. Sorgen bereitet die Ausdehnung der Pauschalabonnemente des Direkten Verkehrs in den touristischen Bereich. Die General- und Halbtaxabonnemente sind eine Schweizer Errungenschaft. Die aus den Verteilern der Pauschalabonnemente und den übrigen Einnahmen der Transportunternehmen generierten Verkehrserträge reichen jedoch nicht aus, um das breite öffentliche Verkehrsangebot in seiner Gesamtheit zu finanzieren. Hierzu ist das System auf Abgeltungen von Bund und Kanton angewiesen. Anders funktioniert dagegen der touristische Ausflugsverkehr – zumindest bislang. Dieser basiert auf kostendeckenden, vielfach sogar rentablen Ertragsmodellen. Durch den Beitritt von Bergbahnen zum Gültigkeitsbereich des touristischen Pauschalabonnements Swiss Travel Pass werden diese Ertragsmodelle allerdings ernsthaft konkurrenziert. Ein erster Anlauf der Branche, diese bedrohliche Marktverzerrung sofort und unkompliziert zu bereinigen, wurde vom Bundesamt für Verkehr durch eine unerwartete Einmischung in die Tarifautonomie der Transportunternehmen vereitelt. Die Jungfraubahn-Gruppe verfolgt in dieser Situation eine duale Strategie: Sie unterstützt den Direkten Verkehr bei den Anstrengungen, die Tarifautonomie gerichtlich oder auf dem Verhandlungsweg wieder zu erlangen und danach eine Lösung mit wirtschaftlicher Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Bergbahnen zu implementieren. Andererseits stellt sie ein Beitrittsgesuch zum Pauschalangebot verbunden mit der Forderung, dass ihr ein verhältnismässiger, das heisst ihrer Position und Leistung im internationalen Markt entsprechender Anteil aus dem Einnahmepool ausbezahlt wird. Damit stellen wir sicher, dass die Jungfraubahn trotz ungewissem Ausgang der aktuellen verkehrspolitischen Diskussionen tariflich nicht ins Abseits gerät.
Der Zeitbedarf beziehungsweise Zeitverlust ist im modernen Tourismusgeschäft ein wichtiger Qualitätsfaktor. Erlebnisreisende schätzen lange Transfers ohne Erlebniswert genauso wenig wie Skigäste lange Schlangen vor der Talstation, in denen sie einen wertvollen Teil ihres Skiurlaubtages verbringen. Fahrgeschwindigkeit, Kapazitäten und optimale Auslastung gehören daher zu den Produktionsfaktoren, die tendenziell eine Schwäche der Bergbahnen aus der Pionierzeit darstellen. Die Jungfraubahn-Gruppe schenkt diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit. Laufend konnten zeitgemässe Verbesserungen erzielt werden, etwa durch leistungsfähigere Triebfahrzeuge, durch Streckenausbauten oder durch ein ausgeklügeltes Reservationssystem bei der Jungfraubahn. Ein weiterer Komfortgewinn steht mit der Realisation der V-Bahn bevor. Dieses Grossprojekt wird mittel- und langfristig die erfolgreiche touristische Zukunft der gesamten Jungfrau Region als wichtige Ganzjahresdestination im Schweizer Tourismus sichern. Entsprechend wird dieses Projekt im Lagebericht separat im Detail vorgestellt.
Die Jungfraubahn-Gruppe wird ein integriertes Freizeit- und Serviceunternehmen
Um sich gegenüber der Volatilität der Tourismusbranche zu schützen, hat die Jungfraubahn Holding AG besondere Stärken entwickelt: Basis bildet der hohe Eigenfinanzierungsgrad von 79,7%. Die Finanzierung der laufenden Grossinvestitionen in die V-Bahn ist so ausgestaltet und geplant, dass dieser Wert nur vorübergehend um maximal 10 Prozentpunkte sinken wird. Stabilität garantiert neben der Minimierung von Fremdkapital auch die breite Abstützung in drei verschiedenen Segmenten und lukrativen Nebengeschäften wie Stromproduktion, Gastronomie und Shopping. Das Portefeuille wird laufend so gestaltet, dass sich die diversifizierten Geschäfte gegenseitig befruchten und in Bezug auf kurzfristige Trends und Einbrüche glättend auf das Gesamtergebnis wirken.
Zur Ausschöpfung des Nachfragepotenzials hat die Jungfraubahn-Gruppe Markenführung und Distribution über Tour Operator zu einer Kernkompetenz entwickelt. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern aus der Branche wie Schweiz Tourismus, BE! Tourismus AG, Jungfrau Region Tourismus AG und Interlaken Tourismus (TOI) sowie aus der Industrie und Handel wie Swatch Group, Coop, ABB und Lindt & Sprüngli.
Die Bekanntheit des Jungfraujochs wird durch prominente Gäste gefördert. Im 2018 hat der Golfstar Rory McIlroy der Gletscherwelt einen Besuch abgestattet. Aus der Inszenierung solcher Auftritte entstehen Geschichten, die weltweit erzählt werden und entsprechend grosse Medienpräsenz garantieren. Der Besuch von Delegationen, die sich zur Reiseberichterstattung oder zur Vorbereitung von Reisearrangements mit der Jungfrau Region vertraut machen wollen («familiarization trips», kurz «fam-trip»), wird gefördert und durch das Jungfraubahnen-Verkaufsteam tagtäglich begleitet und betreut. Eigene Vertreter in diversen asiatischen Metropolen unterstützen die Kontakte und die Distribution der Produkte der Jungfraubahnen. Sie sorgen dafür, dass sie in die Tour-Operator-Programme beziehungsweise in die Kataloge Aufnahme finden. Die zum Träumen und Planen einladende Website jungfrau.ch richtet sich an Individualreisende, die auch direkt online ihre Ferien und Ausflüge buchen wollen, und an potenzielle Gruppenreisende, die sich bei ihrem Reisebüro nach dem Jungfraujoch – Top of Europe erkundigen werden. Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Menschen individuell reisen, gewinnt der globale Online-Verkauf an Bedeutung. Die Informatiksysteme der Jungfraubahnen sind auf diese Anforderung ausgelegt, und die Entwicklung wird in diesem Bereich weiterhin vorangetrieben.
Die Nachfrage nach touristischen Angeboten, die in möglichst kurzer Zeit eine grosse Erlebnisvielfalt bieten, wächst. Daher wird die Integration der Dienstleistungskette immer wichtiger. Durch aufeinander abgestimmte Services und Bestellvorgänge können dem Tour Operator und dem Individualreisenden die Planung sowie das sorglose Erlebnis erleichtert und kann die Nachfrage gelenkt werden. Kombi-Angebote und Pakete ermöglichen eine attraktive Preisgestaltung. In diesem Umfeld kann sich die Bergbahn nicht mehr nur auf die Erbringung von Transportdienstleistungen fokussieren. Die Jungfraubahn-Gruppe ist durch ihre verschiedenen Segmente, die Vielfalt der von ihr erschlossenen Erlebnisberge und ihre enge Verbundenheit mit den übrigen Leistungsträgern der Region sehr gut aufgestellt, um kombinierte Dienstleistungen zu verkaufen. Das Online-System wurde bereits vor Jahren flexibel konzipiert, um verschiedenste Anbieter in einem Warenkorb zu kombinieren und diverse Benutzerplattformen anzusteuern.
Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben beschlossen, die Jungfraubahn-Gruppe explizit weiter in diese Richtung zu entwickeln, mit dem Ziel, sie längerfristig zu einem integrierten Freizeit- und Serviceunternehmen zu formen. Ins Geschäftsfeld Jungfraujoch – Top of Europe wird derzeit die Gastronomie verstärkt eingebunden. Anstelle von selbstständig agierenden Unternehmern, welche die Restaurants der Jungfraubahnen mieten, übernimmt eine neu gegründete Tochtergesellschaft die Gastronomiebetriebe. Auf der Kleinen Scheidegg wurde der Wechsel Ende 2017 vollzogen, auf dem Jungfraujoch wird er per Ende Sommersaison 2019 erfolgen. Im Terminal der V-Bahn entsteht eine logistisch optimal gelegene Zentralküche, um die gastronomische Effizienz im Bereich unseres Hauptgeschäfts zu steigern.
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Shopping, das bereits fester Bestandteil des Angebots der Gruppe ist. Hier wird die Präsenz entlang der touristischen Achsen und an den touristischen «Hotspots» ausgebaut und das Sortiment erweitert. Ein neues Geschäft konnte am Höheweg in Interlaken bereits eröffnet werden. Es bewährt sich und wird ausgebaut. Im Terminal der V-Bahn wird Shopping ein breiter Raum eingeräumt. Die Shops werden grösstenteils in Eigenregie oder von bewährten Partnern betrieben.
Eine stärkere Integration entlang der touristischen Wertschöpfungskette ist auch möglich, indem Partnerbetriebe eingebunden und koordiniert werden, sei es als direkter Leistungserbringer oder als Zulieferer. Damit kann das Angebot gestärkt werden, ohne zusätzliche Kernkompetenzen etwa in der Sportgerätevermietung oder in der Beherbergung aufbauen zu müssen. Für die Integration mehrerer Dienstleister in Echtzeit sind jedoch leistungsfähige Datenübermittlung und Datenverarbeitung unverzichtbar. Der Digitalisierung touristischer Dienstleistungen wird daher besondere Beachtung geschenkt. Die Informatik wurde entsprechend intern aufgewertet und per 2018 zum eigenen Fachbereich ausgestaltet. Sie ist damit organisatorisch gleichwertig neben Marketing und Technik gestellt.
Als integriertes touristisches Unternehmen ist die Jungfraubahn-Gruppe ein bedeutender Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung der Region und des alpinen Tourismus in der Schweiz. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Jungfrau Region. Dabei berücksichtigt sie die Interessen ihrer Einwohner, fördert ihre Mitarbeitenden und trägt Sorge zur Natur, die eine wichtige Ressource für die Tourismuswirtschaft darstellt. Die Natur soll im Sinne der Vision des Gründers der Jungfraubahn für künftige Generationen erhalten und zugänglich gehalten werden. Aus dem Stakeholder-Ansatz der Jungfraubahn-Gruppe resultiert ein veritabler Motor der touristischen Entwicklung: Die Tätigkeit der Jungfraubahnen hilft, Detailhandel, Gewerbe, Landwirtschaft und lokale Infrastrukturen zu stärken, und legt eine Basis, auf der sich die Hotellerie laufend erneuern kann. Das wirkt sich positiv auf die Attraktivität des Gesamtangebots und damit auf die internationale Ausstrahlung der Jungfrau Region aus. Aus dieser entsteht das Nachfragepotenzial, aus dem die Jungfraubahn-Gruppe Werte schöpft, die über gefestigte Partnerschaften, Steuern, Lohnzahlungen und Investitionen wiederum die lokale Verankerung stärken.
Attraktivität und Produktivität
Um das Nachfragepotenzial gewinnbringend zu nutzen, müssen das Preisniveau hoch und die Kosten tief gehalten werden. Nur so werden sich die positiven operativen Ergebnisse einstellen und können die gewünschten Cashflows generiert werden, die zur Stärkung des Unternehmens reinvestiert und im Sinne eines Value Stock ausgeschüttet werden können. Mit den Mitteln, die gezielt in die Attraktivitäts- und Produktivitätssteigerung fliessen, entsteht ein Kreislauf, der den Unternehmenswert im Hinblick auf künftiges Ertragspotenzial steigert.
In diesem Zusammenhang herausragendes Projekt ist die V-Bahn. Das geplante Investitionsvolumen für das Gesamtprojekt beträgt CHF 470 Mio. (Jungfraubahn-Gruppe CHF 320 Mio.). Von den CHF 320 Mio. sind CHF 160 Mio. namentlich für die Beschaffung von neuen Zügen und für die sich seit Sommer 2018 im Bau befindlichen Hauptbestandteile des Projekts bereits ausgegeben. Die 3S-Bahn Eigerexpress im Bau besticht durch Verbesserung von Attraktivität und Produktivität. Die Investition ermöglicht ein schnelleres und bequemeres Reisen, wobei Unterhalts- und Betriebskosten pro beförderten Passagier gleichzeitig sinken. Mit der Eröffnung der Seilbahn werden die Anschlusszüge zum Jungfraujoch in einem einfacheren Umlauf verkehren, der den Rollmaterialbedarf und die Zahl der Fahrdiensttouren um 25% senkt. Die bereits bestehenden Infrastrukturen werden von Tagesspitzen und sich kreuzenden Besucherströmen entlastet. Daraus resultiert ein Gewinn an Convenience und Tagesleistung ohne grundlegende Anpassungen an der historisch gewachsenen Substanz auf der Kleinen Scheidegg und auf dem Jungfraujoch.
Zielvorstellungen / Erwartungen und Messgrössen
Der Verwaltungsrat hat sich zum Ziel gesetzt, die Frequenzen in der Hochsaison längerfristig zu halten. Ein Steigerungspotenzial besteht in der besseren Auslastung der Zwischensaison. Treffend wird dieses Ziel unter dem Motto «12 Monate Hochsaison» von CEO Urs Kessler in einem Slogan zusammengefasst. Im Wintersport wird angestrebt, die stärksten Besucherzahlen aus dem vorigen Jahrzehnt wieder zu erreichen. Auf dieser Basis ist der Komfortbereich der Infrastrukturen nach dem Bau der V-Bahn ausgelegt. Umsatzwachstum entsteht zudem durch ein der zunehmenden Attraktivität angepasstes Preisniveau und durch eine Ausdehnung der Wertschöpfungskette. Im Rahmen der Ausnutzung bestehender Kompetenzen wird eine markante Steigerung des Shoppingumsatzes angestrebt.
Zur Beurteilung der Zielerreichung sind die Verkehrserträge der Bahnen und die Umsätze der Nebengeschäfte wichtige Messgrössen. Daraus lassen sich anhand der ausgewiesenen Frequenzen und der produzierten Sitzplatzkilometer der Durchschnittsertrag pro Gast und die Auslastung der Betriebsmittel errechnen. Mit diesen Grössen lässt sich das Marketing zur Optimierung von Marge und Produktion steuern (Yield-Pricing). Unseren Finanzzielen können Sie unsere Mindesterwartungen in Sachen operativer Rendite (Produktivität) und Erfolg der Investitionen entnehmen.
Ein in Zeiten grosser Investitionen ambitiöses Free Cashflow-Ziel unterstreicht unseren Willen, Werte für das Unternehmen und seine Aktionäre zu schaffen. Hier bewegen wir uns im Spannungsfeld der Definition geeigneter Finanzziele. Diese müssen sicherstellen, dass die Jungfraubahn-Gruppe für Investoren attraktiv ist und gleichzeitig genügend Mittel für Investitionen zur Verfügung stehen. Auch nach der V-Bahn muss die Jungfraubahn-Gruppe in einem immer härteren internationalen Wettbewerb zugunsten des Unternehmens und der Region investieren können.
Spezielles
Aktionärsbindung
Die Aktie der Jungfraubahn Holding AG ist am Swiss Reporting Standard der SIX kotiert (JFN ISIN CH0017875789). Die Aktie wird als Bucheffekte geführt. Ausgegebene Zertifikate werden bei Einlieferung durch Wertrechte ersetzt. Es werden keine neuen Aktienzertifikate erstellt.
Die Aktionärinnen und Aktionäre konnten im Jahr 2018 den Harder Kulm besuchen. Insgesamt haben 1761 Aktionärinnen und Aktionäre von diesem Angebot Gebrauch gemacht und sich selbst vor Ort ein Bild über die Bedeutung dieses Ausflugsbergs für Interlaken verschafft. Der Harder hat für Interlaken dieselbe Bedeutung wie der Eiffelturm für die Stadt Paris. 2019 besteht das Angebot aus einer Fahrt für CHF 50 wahlweise von Lauterbrunnen oder Grindelwald zum Jungfraujoch. Damit bietet sich die Gelegenheit, mitzuerleben, wie weit der Bau der neuen Station Eigergletscher der V-Bahn bereits fortgeschritten ist, und sich die spektakuläre Landschaft vom Top of Europe anzuschauen. Beim jährlichen Aktionärsangebot handelt es sich nicht um eine Naturaldividende. Die Jungfraubahnen erachten ihre Aktionärinnen und Aktionäre vielmehr auch als ihre Botschafterinnen und Botschafter. Sie werden dazu animiert, ihr Unternehmen aus Kundensicht kennenzulernen.
Für alle Aktionärinnen und Aktionäre, die 250 Aktien und mehr besitzen, wurde ein Aktionärsclub gegründet. Mitglied wird automatisch, wer am Stichtag (nächstes Datum: 1. Oktober 2019) mit mindestens 250 Titeln im Aktienregister der Jungfraubahn Holding AG eingetragen ist. Das grosse Vertrauen der Aktionäre in unser Unternehmen soll mit speziellen Sonderkonditionen belohnt werden, die jeweils im Internet angekündigt werden.
Aktionärsstruktur (Anzahl)
Aktionärsstruktur (Kapital)
V-Bahn
Das V-Bahn-Projekt ist ein Gemeinschaftswerk der Jungfraubahn AG, der Wengernalpbahn AG, der Gondelbahn Grindelwald-Männlichen AG, der Berner Oberland-Bahnen AG und der Grindelwald Grund Infrastruktur AG. Ab einem gemeinsamen Terminal in Grindelwald Grund wird die neue 3S-Bahn «Eigerexpress» in 15 Minuten zum Eigergletscher fahren und die Zehnergondelbahn zum Männlichen. Durch die Haltestelle Grindelwald Terminal der Berner Oberland-Bahn erhält die V-Bahn einen Anschluss an das nationale Eisenbahnnetz. Die Streckenführung der 3S-Bahn garantiert eine einmalige Aussicht auf die weltberühmte Eigernordwand. Die Reisezeiten zum Jungfraujoch und ins Skigebiet werden mit bis zu 47 Minuten Zeitgewinn deutlich verkürzt.
Am 11. Juni 2018 konnten die Bauarbeiten an den Kernelementen der V-Bahn aufgenommen werden. Der offizielle Spatenstich wurde am 3. Juli 2018 in Grindelwald, wo der neue Terminal und das Parkhaus entstehen, gefeiert. Durch die anhaltend optimalen Wetterbedingungen konnten danach vor allem in den Monaten Juli bis November 2018 wichtige Baufortschritte erzielt werden. Der Rohbau der Perronanlage für die Station Terminal Grindelwald wurde zum Jahresende fertiggestellt. Per Ende November wurden die vorfabrizierten Elemente der Personenunterführung eingebaut. Bei den Stationen Gondelbahn Grindelwald-Männlichen und 3S-Bahn «Eigerexpress» konnten die Spannschächte fertiggestellt und der Rohbau der neuen Talstationen aufgenommen werden. Zudem wurden auf der Strecke des Eigerexpress drei der sieben Stützen fertiggestellt. Um die herausfordernden Bauarbeiten für die neue 3S-Bahn in diesem Gelände bestmöglich zu unterstützen, wurde eine Materialseilbahn ab Salzegg bis zum Eigergletscher errichtet.
Am 18. Dezember 2018 erfolgte der erste spektakuläre Schwertransport der V-Bahn. Ein neuer Transformator für die Stromversorgung von Grindelwald mit einem Transportgewicht von 42 Tonnen wurde angeliefert. Im Untergeschoss der künftigen Männlichenbahn-Talstation konnten die Installationsarbeiten beginnen. Nach aufwendigen Kabelarbeiten wird im Frühjahr 2019 umgeschaltet. Die alte Trafostation, die dem Parkhaus im Wege steht, kann danach zurückgebaut werden.
Der Rohbau (Bodenplatte und Wände) für den Verbindungsgang zwischen Eisenbahnhaltestelle und den Seilbahnen für den Nordtrakt des Terminals wurde auch im Winter weitergeführt. Auch die Felsabtragung am Eigergletscher für die Erweiterung der Station Jungfraubahn und den Neubau der Bergstation Eigerexpress konnte trotz Kälte und Schnee fortgesetzt werden.
Impressionen Baustellen V-Bahn
Mit dem Baustart für die V-Bahn zeigt sich unverzüglich die grosse volkswirtschaftliche Bedeutung des Projekts für die Jungfrau Region. Insgesamt standen per Ende Jahr 220 externe Arbeiter (Planer und Bauarbeiter) für die V-Bahn im Einsatz. Bereits wurden Aufträge in der Gesamthöhe von CHF 100,5 Mio. an Unternehmen aus dem Berner Oberland vergeben. Dies entspricht 95% der Auftragssumme im Jahr 2018. Von aktuell 36 beauftragten Unternehmen stammen 26 aus der Region. Das Hauptziel für das Jahr 2019 wird die Fertigstellung der neuen Gondelbahn Grindelwald-Männlichen und die Eröffnung des ersten Teils des Terminals Grindelwald sowie der öV-Station Grindelwald Terminal am 14. Dezember 2019 sein. Mit der Eröffnung der neuen Gondelbahn Grindelwald-Männlichen wird der erste Zeitgewinn mit einer Reduktion von 30 auf 19 Minuten für unsere Gäste realisiert. Weitere wichtige Projektfortschritte im Jahr 2019 sind die Fertigstellung der Stützen vier bis sieben auf der Strecke des Eigerexpress und die Montage der Talstation für die neue 3S-Bahn. Diese wird am 12. Dezember 2020 ihren regulären Betrieb aufnehmen.
Die Vermarktung der neuen Bahnen läuft bereits auf Hochtouren. Wieviel Zeit dafür bleibt, zeigen die vier mit Tissot realisierten und öffentlich platzierten Countdown-Clocks an, welche die Tage, Stunden und Sekunden bis zur Eröffnung herunterzählen.
Die Investitionen für das Generationenprojekt V-Bahn belaufen sich auf insgesamt CHF 470 Mio., wovon CHF 320 Mio. durch die Jungfraubahn-Gruppe getragen werden. Diese Investitionen können durch eigene finanzielle Mittel und der Aufnahme von Fremdkapital (Bankkrediten) in der Höhe von voraussichtlich rund CHF 60 Mio. getätigt werden. Um die Bedeutung und den Umfang dieses Projektes aufzuzeigen, werden unten einige Zahlen aufgeführt. Diese beziehen sich auf die Fertigstellung des Gesamtprojektes per Dezember 2020.
Facts & Figures V-Bahn
Gesamtprojekt inkl. Terminal und Parkhaus | 3S-Bahn Eigerexpress | Gondelbahn Grindelwald-Männlichen | |
---|---|---|---|
Anzahl m3 verbauter Beton | 40 000 m3 | ||
Aushub m3 gesamt | 110 000 m3 | ||
Anzahl Tonnen verbauter Stahl | 310,2 t | 328 t | |
Gewicht Stahlseile insgesamt | 700 t | 124 t | |
Gewicht Zugseil | 168 t | ||
Gewicht Tragseil | 532 t | ||
Länge Stahlseile insgesamt | 41 324m | 12 554m | |
Länge Zugseil | 2x 6782m | ||
Länge Tragseil | 4x 6940m |
Personelles und Würdigung
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung
An der Generalversammlung 2018 wurde Dr. iur. Catrina Luchsinger Gähwiler neu in den Verwaltungsrat gewählt. Sie ersetzt Bruno Hofweber, der nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung stand. Der Präsident, die übrigen vier Mitglieder des Verwaltungsrates und die Zusammensetzung des Vergütungsausschusses wurden von der Generalversammlung bestätigt.
Seit Juni 2017 besteht die Geschäftsleitung unverändert aus den drei Mitgliedern Urs Kessler, CEO, Christoph Seiler, CFO, und Christoph Schläppi, Corporate Secretary. Der Verwaltungsrat verzichtete vorerst auf die erneute Aufstockung durch ein weiteres Mitglied.
Die Angaben zu den Personen und zu den Entschädigungen für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung finden Sie im Vergütungsbericht und im Corporate-Governance-Teil dieses Geschäftsberichts.
Führung der operativen Einheiten
Per 1. Januar 2018 wurde die Aufbauorganisation formell an die prozessorientierte Ablauforganisation angepasst. In den Hauptprozessen der Ablauforganisation wird die Tätigkeit der drei Geschäftsfelder beschrieben. Etliche Fach- und Supportbereiche unterstützen die Wertschöpfung in den Geschäftsfeldern. Den grossen Wertschöpfungsprozessen, sprich den Geschäftsfeldern, wird neu eine Leitungsfunktion im Organigramm der Aufbauorganisation zugeordnet:
- Markus Balmer, Geschäftsfeld Top of Europe
- Marco Luggen, Geschäftsfelder Erlebnisberge und Wintersport
- Thomas Aebischer, Geschäftsfeld Berner Oberland-Bahnen (Partnerunternehmen)
Den Geschäftsfeldleitern kommt in der Organisationsmatrix die Rolle der Besteller der Leistungen der Fach- und Supportbereiche zu. Diese werden von folgenden Kadern geleitet:
- Markus Balmer, Technik
- Patrizia Bickel, Corporate Communications
- Matthias Bütler, Marketing
- Dominik Liener, Infrastruktur
- Reto Mettler, Gastronomie
- Andreas Piattini, Human Resources
- Christoph Seiler, Finanzen
- Urs Siegenthaler, Informatik
- Stefan Würgler, Betrieb
Die Betriebsleiter Werner Amacher, Martin Loosli, Stefan Wittwer und Nils von Allmen führen ihre bisherige Arbeit in gleicher oder erweiterter Form innerhalb der neuen Strukturen weiter.