Risk Management und IKS
Im Rahmen des Risikomanagements befassen sich die Jungfraubahnen mit möglichen Ereignissen, welche die Erreichung von strategischen und finanziellen Zielen infrage stellen könnten. Dabei werden sowohl Chancen wie Gefahren identifiziert. Diese werden regelmässig im Rahmen der Aktualisierung der SWOT-Analyse besprochen (siehe dazu im Lagebericht: Botschaft der Unternehmensführung / Chancen und Risiken).
Die Jungfraubahnen verfügen über ein den gesetzlichen Anforderungen entsprechendes internes Kontrollsystem (IKS). Mit diesem Instrument wird im besonders sensiblen Bereich der Finanzen die Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Berichterstattung sichergestellt.
Die IT-Sicherheitspolitik der Jungfraubahnen verfolgt einen Best-practice-Ansatz. Die Regeln sind in der IT-Sicherheitspolitik, IT-Sicherheitsrichtlinie für Mitarbeiter und in der IT-Passwortrichtlinie/ Benutzerberechtigungskonzept festgehalten. Risikobasiert werden darüber hinaus für alle geschäftsrelevanten Anwendungen besondere Service-Level definiert und der Change-Prozess durch eine Fachgruppe überwacht.
Der Risikomanagement-Prozess ist in die bestehende Prozesslandschaft eingebettet. Die Ablauforganisation regelt die Verantwortlichkeiten und stellt sicher, dass die relevanten Massnahmen geplant und umgesetzt werden. Zentrale Grundlage des formellen Risikoprozesses bildet das Verzeichnis der Risiken (Risikokatalog). Die Risiken werden nach finanzieller Auswirkung und Eintretenswahrscheinlichkeit bewertet und so in ihrer Bedeutung für das Unternehmen positioniert (Risikoprofil). Der Risikokatalog der Jungfraubahnen gibt eine Übersicht über die operativen Risiken und wird jährlich überarbeitet. Der Verwaltungsrat diskutiert und ergänzt die sogenannten strategischen Risiken, wenn notwendig, jedoch mindestens einmal jährlich. Eng mit dem Risikomanagement verknüpft sind die externen und internen Audittätigkeiten. Neben den internen Audits, mit denen die Geschäftsleitung risikobasiert bestimmte Bereiche überprüft, werden die Jungfraubahnen namentlich durch das Bundesamt für Verkehr, die SUVA und die Zertifizierungsstelle für das ISO 9001/2015 Qualitätsmanagement-Zertifikat regelmässig extern auditiert.
Während die Klimaerwärmung das Angebot der Jungfraubahn, namentlich den Aufstieg in eine Welt von Eis und Schnee, immer exklusiver werden lässt, steigen die Herausforderungen, die sich aus den dynamischen Wetterlagen und dem Auftauen des Permafrosts ergeben. Diesen zu begegnen, hat bei den Jungfraubahnen eine lange und bewährte Tradition. Entsprechend gross sind die Erfahrungen und umfangreich die Vorkehren. Eine ständige Beurteilung und Dokumentation der aktuellen Gefahrensituation durch reglementarisch bezeichnete und ausgebildete Verantwortliche bildet die Grundlage unserer Sicherheitsdispositive. Der Verwaltungsrat liess sich im Rahmen einer Klausur im Juli 2017 von Dr. Matthias Huss von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, ETH Zürich, und von Daniel Tobler, Geotest, die neusten Forschungen, Eisvermessungen, Klima- und Gletschermodelle erläutern. Der Verwaltungsrat wollte wissen, welche Erkenntnisse sich aus diesen allgemeinen Forschungsergebnissen, Messungen und Berechnungen für die Skigebiete der Jungfraubahnen und die unmittelbare Umgebung des Jungfraujochs ziehen lassen. Die beiden Experten konnten dabei die Symptome der langfristigen Klimaveränderung bestätigen. Weiterhin werden Felsstabilität, Schneelage, Eismächtigkeit beim Unterhalt der Anlagen und bei der Planung von längerfristigen Investitionen grösste Aufmerksamkeit erfordern. Auf der anderen Seite konnten die Spezialisten bezüglich der Dramatik des Geschehens insbesondere für das Jungfraujoch auch beruhigen. Die Geschwindigkeit der Umwälzungen in der Natur ist nicht vergleichbar mit dem fiebrigen Takt wirtschaftlicher Zyklen. Die Modelle zeigen auch unter pessimistischen Szenarien, dass auf dem Jungfraujoch auch im Jahr 2100 noch Eisbedeckung anzutreffen sein wird. Gerade in der Langsamkeit der Veränderung liegt jedoch die Gefahr des Übersehens und des Ignorierens. Um die Ausrichtung des Unternehmens auf die Gegebenheiten der Natur abzustimmen, empfehlen die Experten, die Schutzmassnahmen laufend situationsgerecht weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Bei der Planung der Anlageerneuerung ist beispielsweise die Permafrost-Entwicklung als langfristige Rahmenbedingung über die gesamte Lebensdauer stets zu berücksichtigen. Kritische Situationen an neuralgischen Punkten können sich unerwartet einstellen, sodass auch die Bereitschaft, rasch und situationsgerecht zu intervenieren, hochgehalten werden muss. Dieser Anforderung ist bei der Bereitstellung von Mitteln (Notstrom, Interventionsfahrzeugen usw.), der Ausbildung, wie bei der Organisation Rechnung zu tragen. Besonderes Gewicht legen die Experten auf die Dokumentation der Veränderung mittels Messstellen, photogrammetrischen Methoden und der täglichen Überwachung mit automatischen Kameras sowie Heisswasserbohrungen im Gletscher und Detailmodellierung exponierter Stellen. Die Empfehlungen der Experten bestärkten den Verwaltungsrat in seiner bisherigen Vorgehensweise. Die neusten Erkenntnisse zu den lokalen klimatischen und glaziologischen Entwicklungen konnten ins spezifische Risiko-Portfolio einfliessen.
Ein ganz anderes Klausurthema waren die Herausforderungen der Digitalisierung. Der Verwaltungsrat hat diese mit den internen Spezialisten besprochen. Diese zeigten auf, dass aufgrund der Digitalisierung bereits eine ganze Reihe von Projekten läuft und etliche Neuerungen schon eingeführt sind. Ein Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung der Bearbeitung der für die Jungfraubahnen besonders relevanten Märkte. Neben dem normalen Online-Booking sind hier die Entwicklungen im B2B-Partnermanagement und die Bereitstellung von flexiblen Reservations- und Boardingsystemen besonders im Fokus. Für die neue V-Bahn, die verschiedene Kundensegmente mit verschiedenen Ansprüchen in einem Terminal in Grindelwald Grund zusammenführt, müssen das Boarding und die Kundenlenkung gänzlich auf digitalisierten bzw. digitalisierbaren Abläufen basieren. Bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen wird die Informatik in einen rückgekoppelten iterativen Prozess mit eingebunden, um den Nutzen der technischen Entwicklungen abschöpfen zu können. Im intensiven Austausch zwischen den Verantwortlichen für die Entwicklung der Geschäftsstrategien und den Spezialisten für die Informatik liegt der Schlüssel zur Pforte in die digitale Welt. In diesem Sinne ist Digitalisierung nicht nur Sache der Informatik. Den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen die Jungfraubahnen mit der organisatorischen Aufwertung der Informatik (eigener Fachbereich) und in der Einbindung der Informatik in Innovations- und Marketingprozesse.